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CARL REINECKE

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Der Kunstwart, 18. Jg., Okt. 1904 - März 1905, S. 452/453

Karl Reineckes Kinderlieder

Im Sommer ist Karl Reinecke achtzig Jahre alt geworden. Daß der Tag, abgesehen von Leipzig, in Deutschland weniger beachtet worden ist als in unserer jubiläumsfrohen Zeit sonst üblich, daran tragen die Zeitverhältnisse die Schuld. Reinecke spielt in der Oeffentlichkeit keine Rolle mehr, das Konzert- und Theaterwesen kommt ohne ihn aus, die Presse hat andere Götter. Aber überall da, wo im stillen Musik gemacht wird, scheinen mir die Werke Reineckes noch lange nicht so abgetan zu sein wie manche wohl vermuten. Und spätere Tage werden wahrscheinlich auch gegen die gesamte Persönlichkeit Reineckes wieder gerechter sein. Sie werden in ihm nicht nur den vielseitigen und durchgebildeten Musiker, den feinsinnigen Mozartkenner, sondern vor allen Dingen den wahrhaftigen Künstler sehen, der seiner Kunstwelt und seiner Natur treu bleibt. Es ist leicht zu sagen, Reinecke sei veraltet. Es wäre besser, zu sagen, er sei der alte. Er ist geblieben, was er nach seiner Natur, nach seiner Entwicklung werden mußte. Mir jedenfalls ist eine solche zwar nicht sehr entwicklungsfähige, aber sich selbst und der Kunst treue Natur lieber als eine, die sich und ihre Kunst wandelt, weil das die Mode verlangt.
Wie viele von den Parteitrabern der "Moderne" sind denn wirklich moderne Menschen gewesen und sind’s heutzutage? Wie viel von dieser unechten, unpersönlichen Kunst wird denn bleiben? Wie vieles ist schon versunken und wie vieles wird noch spurlos verschwinden? Reinecke war unter dem Einfluß der Klassiker und dann unter dem Schumanns und Mendelssohns herangewachsen. Man kann das bedauern, denn besonders Mendelssohn wirkte wie auf Schumann, so auf alle, die in seinen Kreis gerieten, nivellierend. Aber als nun die Macht dieser Richtung dahin war, wandelte sich Reinecke nicht, wurde nicht, wie wieder andere, sich neudeutsche Gesten anzugewöhnen, blieb vor allen Dingen in der Hauptsache der kleinen Formen, für die sein Wesen geschaffen war, treu. In diesen Werken kleiner Form, in dem, was er für die Hausmusik geschaffen hat, scheint mir Reinecke sein Bestes gegeben zu haben. Und diese Werke sichern ihm noch auf lange Zeit den Dank aller, die wissen, was gerade in dieser schlichten Kunst Echtheit des Empfindens bedeuten will.
Heute sei mit einigen Worten auf Karl Reineckes Kinderlieder hingewiesen. Sie sind bei Breitkopf & Härtel in einzelnen Heften und in einer zweibändigen Gesamtausgabe erschienen, die 73 Kinderlieder enthält und zu der auch für die nach Noten singenden Kinder ein Stimmheft (ohne Klavierbegleitung) vorliegt. Ganz vor kurzem sind als op. 270 noch acht zweistimmige Kinderlieder mit Klavierbegleitung erschienen.
Gleichwertig können diese vielen Lieder natürlich nicht sein; schon die größere oder geringere Güte der Texte hat ja Einfluß auf die Melodiebildung, und gerade im einfachsten immer gut und nicht trivial zu sein, ist nicht Alltagsglück.
Durchweg festgehalten ist das kindliche Empfinden, die schlichte Ausdrucksweise; natürlicher Fluß der Melodie, schlichte Harmonisation unterscheiden diese Gesänge vorteilhaft von Versuchen zur Verfeinerung, zur Moderiniserung des Kinderlieds. Der beste Beweis für die Echtheit der Musik ist wohl die Tatsache, daß manche der Lieder in Kreisen, wo Hausmusik getrieben wird, schon die Popularität alter Volkslieder haben. Die Klavierbegleitung ist so gesetzt, daß Vater oder Mutter auch, ohne auf große Erfolge ihres einstigen Klavierunterrichtes stolz zu sein, sie bequem bewältigen können. An der Lage der Singstimmen hätte ich zu bemängeln, daß sie fast stets zu tief liegen. Es ist eine sehr wichtige Beobachtung des Leipziger Gesangslehrers Löbmann, daß Kinder, wenn sie zu ihrem eigenen Spielen von selbst singen, ihre Lieder außerordentlich hoch anstimmen. Selbstverständlich wird ein Kind, wenn es zu seinem Vergnügen singt, nicht eine Stimmlage wählen, die ihm unbequem ist und es müde macht. Und darum sollte man Kindern, auch wenn man mit ihnen Lieder singt, nicht die tiefe Stimmlage zumuten, die allgemein üblich ist und auch bei Reinecke bevorzugt wird.
Die meisten seiner Lieder singen sich ja sehr gut ohne Begleitung, sodaß auch in Häusern, die keinen musikalischen Transpositeur in ihrer Familie haben, auf die kindliche Stimmlage durch höheres Anstimmen Rücksicht genommen werden kann.
Zur Uebung im zweistimmigen Singen eignen sich die zweistimmigen Nummern der Gesamtausgabe und von op. 270, die auch den Wechselgesang, den Kinder so gern üben, bedenken.
Mögen also Reineckes Kinderlieder in immer mehr Häusern als schlichte, ehrliche Hausmusik erklingen und mit ihrer geraden Einfachheit als Kunsterziehungsmittel weiter Segen stiften.
Georg Göhler

Besprechungen in einem Werkkatalog von Breitkopf & Härtel ca. 1910

Aufs schärfste muß der verbreiteten Ansicht widersprochen werden, daß Carl Reinecke (1824-1910) für die heutige Zeit nichts mehr bedeutet. Man sehe sich daraufhin nur einmal sein 1866 erschienenes einziges Klavierquintett op. 83 an. Man wird da erkennen, daß dieser Tonsetzer, der sich mit den Romantikern berührt, durchaus keine alltäglichen Gedanken hat und sie ganz meisterlich, auch recht klangschön und unter trefflicher Ausnutzung der einzelnen Instrumente verarbeitet. Prof. Dr. Altmann

Dresdner Anzeiger: Der Tonkünstler - Verein brachte drei Werke: Trio (op. 188) für Pianoforte, Oboe und Horn von Carl Reinecke . . . zum ersten Male zur Aufführung. Das Reinecke‘sche Trio zeichnete sich, wie alle Arbeiten dieses vorzüglichen Componisten, der, abgesehen von wenig Neidern, den seltsamen Vorzug genießt, von der maßgebenden, musikalischen Welt schon bei Lebzeiten unte die modernen classischen Meister gezählt zu werden, durch Noblesse der Erfindung, Klangschönheit und Feinheit der Form aus. Bei aller Beachtung des klassischen Kammermusikstiles, ist das Trio im modernen Geschmack gehalten, von schwungvoller Frische und unbestreitbarer Objektivitat getragen.

Lübecker Zeitung: * Die fünfte Vorstellung der Reinecke'schen Oper "Auf hohen Befehl“ welche am, Lübecker Stadttheater vor sich ging, erfreute sich bei ausverkauftem Hause des großartigsten Erfolgs. Voraussichtlich wird das Werk Reinecke's hier noch zahlreiche Wielderholungen erleben.

Luzerner Tageblatt: Mit der reizenden "Gavotte und Pastorale" aus "Auf hohen Befehl" beendete der Künstler seine meisterhaften Darbietungen unter dem rauschenden Beifall des Publikum's.

Rheinische Musik- und Theaterzeitung: Wie jedem hervorragenden Künstler - ist auch ihm der Parteien "Gunst und Haß" in ziemlich gleichem Maße zuteil geworden. Trotz der großen Fruchtbarkeit Reineckes, die sich auf alle Gebiete der Tonsetkunst erstreckte, erlitt die Gediegenheit seines Schaffens niemals Einbuße. Wohl mag es hie und da Musenkinder geben, die vielleicht der überraschenden Gewandheit in der Kompositionstechnik ihr Dasein verdanken mögen, aber das begründet doch nicht die Vernachlässigung seiner Meisterwerke! Sie sind die Ergebnisse eines ganz bedeutenden kontrapunktischen Könnens und eines durch und durch gesunden und wahren Empfindens, frei von Weltschmerzlichkeit und Zerrissenheit! Freilich, wer von Musik nur erschüttert sein will, und wer das hypermodemste Getöse bewundern kann, wird Reinecke kaum die gebührende Gerechtigkeit widerfahren lassen.-

Reinecke, Karl. "Ein Einfall am Rheinfall". Ein feuchtfröhliches Lied f. 4st. Männerchor. (Aus dem Fremdenbuche zu "Alt Heidelberg"), Dirigenten, die nach textlich und musikalisch wirklich originellen, humoristischen Kompositionen suchen, seien auf den vorliegenden, Heinr. Zöllner gewidmeten, feuchtfröhlichen Chor besonders aufmerksam gemacht. Bei entsprechend pointiertem Vortrag muß damit eine außerordentlich humoristische Wirkung erzielt werden. O. Ludwig

Leipziger Nachrichten: Ouvertüre "Zenobia" ist ein durchaus edles, vom Geiste der Klein'schen Dichtung offenbar stark erfaßtes Werk; es schwingt sich in seinem Haupttheil zu einer Höhe und Energie der Leidenschaft auf, wie kaum eine andere.

Dresdner Nachrichten: Von mehr als gewohnlichem Interesse war auch ein für hier neues Werk, das Frl. Krebs mit vollendeter Meisterschaft vorführte, ein Clavierconzert in C-dur von Carl Reinecke, das der Componist persönlich leitete. Selten hat Referenten ein neues Clavierwerk großer Form so sympathisch berührt und lm besten Sinne befriedigt wie dieses.
Eine nicht weniger schöne Composition ist Carl Reineckes Impromptu für zwei Claviere über das Motiv der Rufung der Alpenfee aus Schumanns "Manfred", von Frl. Krebs und dem Componisten auf zwei Blühtner'schen Instrumenten in größter Vorzüglichkeit gespielt. Es ist dieses Impromptu ohne Zweifel eines der allerbesten Musikstücke, die für zwei Claviere geschrieben worden sind.

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Demgegenüber steht das Oratorium "Belazar", in dem sich Reinecke zu imponierender Größe und echt dramatischer Wucht erhebt, das auch für uns den Kulminationspunkt von Reineckes produktivem Schaffen bedeutet. Es ist kaum zu verstehen, daß dieses Werk so selten in den Konzertsälen erscheint, während dort so vieles Halbes und Minderwertiges kultiviert wird. Prof. Dr. Merkel

Die Musik: Karl Reinecke: Quartett No. 5 für zwei Violinen, Viola und Violoncell, op. 287. Wer dieses Quartett hören würde, ohne zu wissen, von wem es stammt, würde nie auf den Gedanken kommen, daß ein fünfundachtzig Jahre zählender Komponist es geschrieben, so jugendfrisch und warmblütig ist, die Melodik. Es ist geradezu ein Wunder, dieses Quartett, das allgemeiner Beachtung empfohlen sei. Daß Reinecke die klasischen Formen mit Meisterschaft handhabt, wissen wir ja längst, aber daß er sie noch kurz vor seinem Tode mit solchem reichen inneren Leben, ausfüIlen würde, war nicht zu vermuten.

Leipziger Abendpost: Das C-moll-Trio, die Flötensonate Undine und Variationen für 2 Klaviere über ein französisches VoIkslied zeigten Reinecke als einen Meister, der musikalischen Formen. Lieder für Soprani und Gesänge für gemischten Chor zeugten von des Tonkünstlers lyrischer Begabung, die auch das Naive, kindlich Reine zu gestalten wußte. Wenn auch Reineckes Abhängigkeit von unseren großen Romantikern überaIl deutlich wahrnehmbar ist, so ist doch auch soviel Eigenes, Persönliches in diesen Werken, daß der Gegenwart zum Bewußtsein kommen sollte, wie groß das Unrecht ist, das sie mit der Vernachlässigung seiner Werke an ihm begeht. Als Dirigent, der Werke der Klassiker und Romantiker, als Mozartspieler und Begleiter, als Komponist der Spielopern "Gouverneur von Tours" und "Auf hohen Befehl", denen sicherlich noch eine Renaissance erblüht, als Schöpfer der Musik zu Schillers "Tell", der „Friedensfeier“-Ouvertüre, der "Manfred"-Ouvertüre, des Zyklus "Von der Wiege bis zum Grabe", der reizvollen "Märchen" unvergänglich schöner Kinderlieder wird er noch lange in der Musikwelt leben. Prof. H. Platzbecker

Musikalisches Wochenblatt: So Viele auch kommen, um sich das Scepter auf dem Gebiete der tönenden Märchen anzueignen, er, der Entdecker derselben, Carl Reinecke, blleibt Id,och nloch der Herscher und Gebieter, und wenigstens so lange, bis Einer auf nicht gekannten, neuen Wegen ins Land zu gelangen weiß. Vorläufig sitzt Carl Reinecke noch fest auf dem Throne und von den genannten vier neuen Werken ist das Seine wieder das hübscheste: Schneeweisschen und Rosenroth.

Minuta, St. Petersburg: Die Ouvertüre zu "König Manfred" ist ganz prachtvoll; ihre Themen sind edel und fein und deren Verarbeitung vorzüglich, die Harmonie ist interessant und originell und die Instrumentation ist wundervoll; kurz, die Ouvertüre ist ein Meisterstück. Referent hat mehrere Male die ganze Oper "König Manfred" unter des Componisten Leitung gehört und muß bekennen, daß die ganze Oper so wunderschön, fern und edel ist, wie deren Ouvertüre. Das Clavier-Concert (Fis-moll) besitzt dieselben Eigenschaften wie die der Ouvertüre.

Breslauer Zeitung: Hierauf dirigierte Herr Professor Dr. R e i n e c k e seine (eigene) C-moll-Symphonie, die einen vollen Erfolg zu verzeichnen hatte. Nach jedem Satze wurde der Autor gerufen und zum Schluß des Werkes kannte der Enthusiasmus keine Grenzen.

Leipziger Zeitung: bekannt: mit einer "Romanzero in Form eines Konzertstückes" von Carl Reinecke, einer sehr stimmungsvollen Komposition, die mit ihrem romantischen Klangschimmer und mit der wirksamen Behandlung des Soloinstrumentes lebhaft anspricht und das Publikum zu lauten Beifallskundgebungen gegenüber dem ausführenden Künstler, Prof. K1engel, veranlaßte.

New Yorker Staatszeitung: Reinecke's Fest-Ouverture "An die Künstle" mit Mannerchor (die übrigens schon früher in New York aufgeführt wurde) wurde mit Schwung und Präcision zu Gehör gebracht und erzielte bedeutende

Quelle: „Führer durch den Concertsaal“ von Hermann Kretzschmar, 3. Auflage, Leipzig, Breitkopf&Haertel, 1898, Seiten 586-588

Carl Reinecke-zeitgenössische Besprechung seiner 3. Sinfonie, g-moll

Eine zweite Sinfonie Reinecke´s in C-moll, die i. J. 1874 erschienen ist, interessirt vornehmlich darum, weil sie, ähnlich wie die Arbeiten Berlioz´s oder Abert´s „Columbus" in den alten Formen Programmtendenzen verfolgt. Ihre Sätze geben Bilder aus dem Leben Hakon Jarl´s wieder, den der Componist auch zum Gegenstand einer sehr bekannten und bedeutenden Cantate für Männerchor gewählt hat. Vor kurzem ist noch eine dritte, eine Sinfonie in G-moll (op. 227) erschienen, die wohl als Reinecke´s Hauptarbeit auf diesem Gebiete bezeichnet werden darf und die man mit ihrem ersten Satz zu den bedeutendsten neuen Orchestercompositionen zu rechnen hat. Eine verhältnissmässig grosse Anzahl von Aufführungen, die diese G-moll-Sinfonie erfahren hat, bestätigen diese Bedeutung auch äusserlich.
Wir haben kein Recht auch diese Sinfonie Reinecke´s mit der Schumann´schen Schule in Verbindung zu bringen, mit der schon die zweite kaum noch Nennenswerthes gemein hat. Indem der Componist das für die Musik und für die lyrischen Künste immer wieder neue Bild belohnten Kampfes in der Spiegelung vorführt, die es in seiner massvollen, harmonisch abgeklärten Natur erfährt, tritt er uns kräftiger als je entgegen. Volkmannn, Spohr und Gade sind die verwandten Künstler mit denen er sich der Reihe nach hier berührt.
Es ist der erste Satz (Allegro, 2/2, G-moll) der die geistige Verwandtschaft mit R. Volkmann, insbesondere mit dessen D-moll-Sinfonie, aufweist. Am stärksten spricht sie sich in dem Hauptthema aus, dessen Gehalt wesentlich in dem Anfangsmotiv liegt. Mit ausserordentlicher Energie ist die ernste Stimmung und der feste Wille, der sich in diesen wenigen Noten kurz und bedeutend ausspricht, in dem Satz festgehalten. Es fehlt fast in keinem Theil darin, es tritt zurück wenn andre Hauptgedanken den Platz beanspruchen; aber es verschwindet nicht, sondern wird Begleitungsmotiv. Auch hierin erinnert diese G moll-Sinfonie an Beethoven´s fünfte, von der sie im Allgemeinen mehr als einen Hauch verspüren lässt. Auch die Vergrösserungen und Verkürzungen und die ändern zahlreichen, contrapunktischen Künste, die mit dem Motive spielend vorgenommen werden, zeigen wie voll des Componisten Phantasie von ihm war. So ist denn eine Composition entstanden, deren Einfachheit, Knappheit und Grösse einen classischen Eindruck bewirken und dem sich nur die offenbare Verblendung verschliessen kann. Das zweite Thema des Satzes, zu dem ein auf dem Hauptmotiv ruhender, aber sich mit recitativischer Freiheit äussernder Uebergangssatz hinleitet, zeigt schon in seinem Anfang einen eigentümlich schönen Ausdruck von Resignation, gleicht einem Wort in dem gereifte Lebenserfahrung auffordert zu hoffen und zugleich sich zu bescheiden. Die Durchführung bringt erst das Hauptthema mit Dissonanzen im Weg, zeigt es gewissermassen in seiner Arbeit, im Kampf mit Widerstand und Hindernissen. Im Augenblick der Rathlosigkeit tritt ihm das zweite Thema wie helfend und tröstend entgegen und von da an bringt der Componist eine Weile die unruhigen Elemente des Hauptthemas (aus dem Achtelschluss) mit den sanften und weichen Klängen des zweiten Themas in Berührung. Das Ende ist Ermattung, ein Verklingen in Pausen, aus dem auf einem langen Orgelpunkt auf D ein neues Erwachen der Kraft und Energie, die das Anfangsmotiv des Hauptthemas vertritt, zur Reprise hinüberleitet. Der zweite Satz hat in seinem Hauptthema, einer schönen Melodie, die an die Beethovensche Zeit erinnert, ist sein Bestes. Auch in den weiteren Sätzen der Sinfonie wird die Geschlossenheit und Einheitlichkeit ihres ersten Satzes nicht wieder erreicht, der Zuhörer muss sich an Werth einzelner hervorragender Gedanken halten.