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Bereits 1995 erschien bei cpo (999 342 - 2) eine Einspielung der drei Sonaten für Violoncello und Klavier von Carl Reinecke. Wer sich bislang mit diesem vielseitigen Musiker und seinem umfangreichen kompositorischen Werk noch nicht weiter befaßt hat, dem sei vor allem diese CD empfohlen. Weitaus tragischer im Tonfall hebt die zweite Sonate D-Dur op. 89 an, die Reinecke 1866 komponierte. So wie er sein op. 42 dem Leipziger Gewandhaussolocellisten Andreas Grabau widmete, fand Reinecke - seit 1860 im Leipziger Kapellmeisteramt - für diese Opus einen Widmungsträger in der mit Schumann befreundeten Pianistin Henriette Voigt, die bereits 1839 gestorben war. Hier schwelgt das Duo Herrmann & Sasaki besonders im fantasiehaften und wunderbar quasi improvisatorischen 2. Satz innig, schmelzend und satt im Ton. Doch Reinecke beläßt es dabei nicht und schreibt dem Violoncello auch reizvolle Zupfpassagen vor. In der dritten Sonate G-Dur op. 238 von 1898, die Reinecke dem im Jahr zuvor verstorbenen Brahms widmete, stellt der Komponist dem Kopfsatz wie schon in op. 89 eine tragisch anmutende langsame Einleitung voran. Selbst wenn sich in diesem 11-minütigen Satz durchaus Längen bemerkbar machen, musizieren Herrmann & Sasaki mit Hingebung und Spielfreude gleichermaßen und präsentieren sich dem Hörer jederzeit technisch höchst versiert und sensibel aufeinander abgestimmt. Das reicht bis zu den leisesten Tönen und bis in die förmlich stoßseufzenden Schlußtakte des Finales. Und last but not least: Hervorragende Klanqualität. |
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Wer war Carl Reinecke? Mit dieser bedeutenden Frage eröffnet Pianist Klaus Hellwig den Booklettext zu einer nicht unbedeutenden Einspielung: den vier Klavierkonzerten Reineckes, die 1994 bei cpo (999 239 - 2) erschienen. Daß ein Künstler womöglich anders als ein Wissenschaftler an einen Komponisten und sein Werk herangeht, wird bereits im ersten Absatz des Textes deutlich: Hellwig beschreibt Reineckes Stand in der Musikwelt von 1994 - als der Name wohl Vielen nur vage bekannt vorkam. Daran dürfte sich jedoch 2002 einiges geändert haben, vor allem nach etlichen CD-Produktionen und Noteneditionen. Außerdem sympathisch: Hellwig gibt sein persönliches Verhältnis zu Reineckes Musik preis und offenbart, anfänglich in einem recht leeren Wissens-umfeld gestanden zu haben. Die angeführten biographischen Fakten werden sich jedoch im Booklet der im Folgejahr aufgenommenen Cellosonaten (1995) sehr wiederholen. Erstaunlich ist auch, daß Hellwig ohne Kenntnis entsprechenden Archivmaterials eine sehr differenzierte Beurteilung von Reineckes Kapellmeistertätigkeit in Leipzig gelingt. Dazu gehört desgleichen der vernünftige Ansatz, den Komponisten und Dirigenten als den neueren Musikentwicklungen gegenüber durchaus aufgeschlossen zu bezeichnen. Die erste Komposition, die Reinecke in Leipzig komponierte und in der sich die Trauer über den Tod seiner ersten Frau manifestierte, ist das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 fis-moll op. 72 aus dem Jahre 1860. Es ist das wohl erfolgreichste Klavierkonzert Reineckes und dies vermutlich deshalb, da der Kopfsatz des Schein des Bekannten nicht verbergen kann. Klaus Hellwig und die Nordwestdeutsche Philharmonie (Dirigat: Alun Francis) zeigen in bestem Einvernehmen, daß Reinecke sowohl dem Painisten als auch dem Orchester technisch so einiges abverlangt. Doch das Opus zeigt auch, zu welch‘ schmerzlichen Tönen der Komponist finden konnte, ohne ins Kitschig-Banale abzugleiten. Dem zweiten Satz geben Violin- und Cellosolo neben dem Soloinstrument eine ganz eigene Färbung und verhindern, daß dieses Konzert ein düsteres Tongemälde abgibt. Dagegen hat und hatte es das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 e-moll von 1872 weitaus schwerer. Hellwig und die Nordwestdeutsche Philharmonie bemühen sich jedoch redlich, Konturen in den scheinbar breit zerfließenden, weniger einprägsamen Melodienstrom einzubringen. Da erscheint auch das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 C-Dur op. 144 aus dem Jahre 1877 weitaus griffiger, wobei Reinecke sich in diesem Konzert auch um motivische Verklammerungen der Sätze bemühte. Erstaunlich ist die Dramatik und Virtuosität des Kopfsatzes, die der Komponist von Pianist und Orchester fordert. Reineckes Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 h-moll op. 254 von 1901 schließlich zeigt den Komponisten wieder einmal mehr deutlich im tonlich entschlackten Alterswerk. Wunderbar lyrisch gerät hier unter den Händen Hellwigs besonders der zweite Satz. Was daran (laut Booklet) allerdings opernhaft sein soll, leuchtet nicht so recht ein. Umso plausibler erscheint dem Hörer wiederum, daß sich das Klavier im Finalsatz „in H-Dur zu amüsieren [beschließt]“ (Zitat Hellwig). |
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